Tomekk
In der Geschichte von meinem ersten Foto für die Backspin hatte ich es ja schon kurz angerissen. Dennis hatte mir damals erzählt, dass er ein paar Tage später nach Berlin fahren würde, um DJ Tomekk zu interviewen. Aufopferungsvoll wie ich war, hatte ich ihm angeboten, auf eigene Kosten mitzufahren. Obwohl er meinte, dass er nicht wüsste, ob Tomekk es zulassen würde, sich fotografieren zu lassen, trafen wir uns am besagten Morgen auf dem Hamburger Hauptbahnhof und stiegen in den ICE nach Berlin. Über die Sympathie-Schiene würde das schon laufen, hoffte ich.
Angekommen am Bahnhof Zoo – der Hauptbahnhof war damals noch ein feuchter Traum von Hartmut Mehdorn – stiegen wir ins Taxi und ließen uns irgendwo nach Schöneberg kutschieren. Vor einem ziemlich öden, in den wolkenlosen Himmel ragenden gelblichen Hochhaus stiegen wir aus. Wir waren etwas früh dran und gingen in aller Ruhe noch mal um den Block. Auf die Minute pünktlich drückten wir eine der zahllosen Klingeln und wurden eingelassen.
Im vierten oder fünften Stock angekommen, so genau weiß ich das nicht mehr, empfing uns Tomekk an seiner Wohnungstür. Nach einem kurzen Plausch und einem Milchshake hatten wir den Ablauf unseres Besuchs besprochen. Zunächst noch etwas skeptisch willigte er sogar ein, sich am Schluss fotografieren zu lassen. „Aber nicht so langweilige Fotos während des Interviews! Dann gehen wir mal nach oben“, meinte Tomekk. Vorbei an diversen Plattenregalen auf dem Flur verließen wir die Wohnung und gingen durchs Treppenhaus eine Etage höher, wo Tomekk die Tür zu einer zweiten Wohnung aufschloss. Wieder säumten den Flur Plattenregale. In einem der Zimmer saß ein vielleicht Anfang 40jähriger Typ. „Das ist mein schwuler Klavierlehrer“, stellte Tomekk ihn vor. Der Typ war aus Polen zu Besuch und wenn er Tomekk nicht unterrichtete hing er die meiste Zeit in dem Hochhaus ab. Aber das ist eine andere Geschichte.
Im Wohnzimmer hatte sich Tomekk ein Homestudio eingerichtet. Er spielte uns ein paar Songs seines neuen Albums vor und bat Dennis zum Interview. Dafür verließen wir die zweite Wohnung, gingen wieder ins Treppenhaus, wieder eine Etage höher, wo Tomekk eine dritte Wohnung aufschloss. Hier ließen wir uns für das Interview nieder.
Etwas nervös machte ich schon eine Runde Fotos während des Interviews, was man hat, das hat man. Damit es nicht ganz so langweilig wurde, hatte ich verrückte Bildideen. Zum Beispiel mitten durchs Gesicht anzuschneiden. Saubere Portraits eben. Nach dem Interview wollte ich wieder meinen Joker in Form von „Ich kann meine Camera an den Fernseher anschliessen“ ausspielen, und zeigte stolz die entstandenen Werke.
„Das ist genau, was ich vermeiden wollte. Langweilige Fotos, die scheisse aussehen!“ Das war quasi mein erstes wirkliches Feedback auf ein Foto von mir, na toll. „Vielleicht gehen wir noch irgendwo raus“ versuchte ich meine Hip-Hop-Fotografen-Karriere zu retten, die in Trümmern vor uns lag. Zum Glück hatte sich Tomekk wieder gefangen und willigte ein. Als Location schlug er das Dach des Hochhauses vor. Also wieder raus aus der Wohnung, ab ins Treppenhaus und hoch aufs Dach. Ein fantastischer Blick über die Dächer Berlins bot sich uns da oben. Auf ging´s. Tomekk setzte sich einen Beanie auf, eine schwarz gerahmte Brille, poste und ich hielt drauf. Bestes Wetter, Berliner Skyline, da kann man selbst mit goldenem Aufheller nicht mehr viel falsch machen.
Es war übrigens nicht das letzte Mal, dass ich mit Tomekk, übrigens einer der herzlichsten Menschen der Hip-Hop-Welt zu tun hatte. Aber auch das sind wieder andere Geschichten.
3 Kommentare:
Jetzt sag aber nicht die Bilder auf dem Dach haben ihm besser gefallen:-)
Geile Story
lg Calvin
und danke für den Link zu "meinem ersten Foto für die Backspin" ;)
fotos sind diesmal nicht so geil!
an deiner stelle hätte ich polaroids gemacht!
welche kamera kann man am tv anschliessen?
wann kommt die nächste folge life ov paul?
darf ich beim nächsten shoot dabei sein?
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