02 Februar 2010

Bologna ll

Vor uns saß ein deutsches Pärchen, das nach Kenia wollte. Pärchen ist der Begriff für besonders spackige Paare.
Er, Mitte 30, BWL fertig studiert und nun im zweiten Studiengang Medizin studierend, sie Anfang 20, hoffnungsvoll in ihren Weltverbesserer verliebt. Beide in Multifunktionsjacken und mit Sicherheit begeisterte Kite-Boarder. Wie wir waren sie unterwegs in karitativer Mission, brothers in mind sozusagen. Die beiden so vor uns sitzend hatten etwas von “die Auswanderer” live, mit einem Feature von “Exklusiv, die Reportage”.

Während unserer vierstündigen Wartephase im Flugzeug in Hamburg gaben die zwei jede Durchsage des Kapitäns per Telefon an die sieben engsten Freunde und Verwandte weiter, wobei der Wahrheitsgehalt ihrer Schilderungen Anruf für Anruf sank. Beim fünften Anruf war schon von einem Blizzard die Rede. Und von einer Vollsperrung des europäischen Luftraums. Zwei Tage würden sie dadurch verlieren, schließlich hätten sie in Kenia ja noch eine neunstündige Busfahrt vor sich. Natürlich tätigten sie auch drei Anrufe nach Kenia, um ihre Gastgeber zu informieren.
Durchsagen des Kapitäns gab es ungefähr acht, das macht rund 56 Anrufe. Und da deren Freundeskreis noch nicht sonderlich vernetzt zu sein schien kamen die zwei in der Summe auf bestimmt 100.
Mit ordentlich Verspätung landeten wir schließlich in Amsterdam. Selbstverständlich erreichen unsere beiden Entwicklungshelfer ihren Anschlussflug nach Kenia. Nur Ole und ich mussten mit einem Reisebus in ein in eine Autobahnraststätte integriertes Hotel fahren, von wo aus wir nach drei Stunden Schlaf am nächsten Morgen endlich nach Bologna aufbrechen sollten.
Steven Appiah, unser Fußballer, sowie die westafrikanisch aussehenden Kinder waren natürlich überpünktlich im Studio angekommen. Wir hinegegen erreichten den einem Jugendzentrum ähnelden Fotokeller mit zweistündiger Verspätung. Dafür erwies sich wenigstens die Entscheidung, eigenes Licht mitzubringen, als hervorragend. Jedes StudioLineStudio ist da besser ausgestattet, aber nun gut.

Im Schnelldurchlauf fotografierten wir sieben Einstellungen mit und ohne Kinder und der ghanaische Fussballstar kam noch pünktlich zu seinem Mittagslauf mit der Mannschaft. Für uns ging es gleich wieder ab zum Flughafen, wo es dank des Generators und des Ringblitz’ große Sicherheitsproblematiken gab. Letztlich musste das komplette Equipment mitten auf dem Rollfeld noch einmal wieder ausgeräumt werden.
Unseren Anschlussflug nach Hamburg kriegten wir dennoch, nur unser Gepäck offenbar nicht. Darüber freute sich wiederum Ole. Denn so bekamen wir die schweren Koffer zwei Tage später direkt ins Studio nach Norderstedt geliefert, sogar die Treppen wurden die Koffer hochgetragen.

Heute erreichte mich eine Mail von unserem Entwicklungshelfer. Ob ich mir nicht vorstellen könnte, mal eine Reise fotografisch zu begleiten. Er würde für die Flugkosten aufgekommen, es gäbe derzeit günstige Verbindungen über Amsterdam.

2 Kommentare:

Philipp hat gesagt…

Stark, dass Du jetzt so viel bloggst, freut mich :)

Nur noch mal zur Verständnis. Der Entwicklungshelfer, der dir diese Mail geschickt hat, war der 30-jährige mit fertigem BWL Studium, oder?

freddy hat gesagt…

geile Story! höchst unterhaltsam, die neuen Texte und nicht so stumpf und dumm wie im hause hollywood&co geschrieben. ich mag das.