Q-Tip
Meine Miete verdiene ich mir mit der einen oder anderen Katalog-Produktion. Um es mit Svenson Linnerts Worten zu sagen: „A packshot a day keeps the inkasso-man away!“ Dies erlaubt mir auch von Zeit zu Zeit eine Reise für freie Geschichten zu unternehmen. Eine solche Reise führte mich im Frühjahr 2009 nach New York. Das Ticket war günstig, unterkommen konnte ich bei Freunden. Preiswerter war ein Trip dorthin nicht zu haben.
Ganz ohne Auftrag wollte ich dann aber doch nicht bleiben. Ich rief also in Hamburg bei Dennis und Gizmo an und fragte, ob ich nicht etwas für die Backspin fotografieren könnte. Tatsächlich war Gizmo an einem Thema in New York dran: Q-Tip sollte interviewt und, wenn möglich, fotografiert werden. Einen Interviewer hatte die Backspin bereits. Aber zum Fotografieren konnte ich mich an die Sache dranhängen.
Kurzfristig wurde ein Termin auf Q-Tips Release-Party in einem kleinen Club in Queens bestätigt. „Yes, nicht übel“, schoss es mir durch den Kopf. Ein paar Fotos und ein bisschen auf der Release-Party von „The Renaissance“ mit alle den Hip-Hop-Größen abhängen. Nicht schlecht. Um 19.00 sollte die Sache steigen, gleich nach dem Soundcheck.
Nur: Plötzlich sagte der Interviewer den Termin ab. Scheiße. Was nun? Den Termin wollte ich nicht mehr sausen lassen. Tapfer bot ich mich also als Interviewer an. Zur Vorbereitung telefonierte ich bestimmt 40 Minuten mit Gizmo und kurze Zeit später hatte ich die Fragen für das Interview aufm Zettel - und 148 Euro Roaming-Gebühren auf der Uhr. Was tut man nicht alles für seinen geliebten Hip-Hop?
Pünktlich fand ich mich vor dem Club in Queens ein. Nur reinlassen wollte man mich nicht. Die Anwesenheit eines deutschen Fotografen bzw. Reporters war wohl nicht angemeldet. Nicht das erste Mal. Also harrte ich geduldig vor der Tür aus. Zwei Stunden später durfte ich dann endlich rein. Erhobenen Hauptes gesellte ich mich unter all die Plattenfirmenleute und Q-Tips Homies. Zum Protagonisten vorgelassen wurde ich aber immer noch nicht. Stattdessen ließ man mich eine weitere Stunde warten. Aber dieses Mal wenigstens drinnen, vor der Backstage-Tür. Groupies tun auch nicht anderes, aber mein Gott.
Als ich schließlich den Ort der Begierde betreten durfte, staunte ich nicht schlecht. Auf vielleicht sechs Quadratmetern erstreckte sich ein ranziger, dunkler Backstage-Raum, in dem sehr viele Leute aufgeregt umherliefen. Und mitten drin er, Q-Tip, mit einem Gesicht wie sechs Wochen Schnee und Eis in Hamburg.
Erst die Fotos, dann das Interview, gab man mir zu verstehen. Flugs baute ich einen Blitz auf und legte ich los. 17 Mal durfte ich auf den Auslöser drücken bis plötzlich eine große Hand die Sicht versperrte. Die gehörte Busta Rhymes. Damit war Q-Tips Aufmerksamkeit erst Mal bei Busta. Oh my god. Aber egal. „Hey Busta“, rief ich beherzt, die Chance erkennend. „I am Paul from Germany, i am like a famous photographer, can I take one picture of you and Q-Tip?“ Aber ohne auch nur ansatzweise in meine Richtung zu gucken knurrte er ein tiefes „No“ zurück. Damit war das Shooting vorbei und ein paar große Securities schoben mich dezent aus dem Raum. Das geplante Interview wurde nicht thematisiert.
Ein paar Fotos sind dabei dennoch entstanden. Gizmo schaffte es ein paar Tage später, Q-Tip die Fragen am Telefon zu stellen. Und Busta Rhymes durfte ich dann auch ein paar Tage später fotografieren. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dass auf der Wand, vor der ich Q-Tip fotografierte, „Penis Johnson“ stand, habe ich übrigens erst hinterher gesehen. Ehrlich.
Zur Veranschaulichung der Szenerie hätte ich noch folgendes Video zu bieten:
8 Kommentare:
Tolle Story! mehr davon :-D
Ganz interessante Story. Dass da dann doch ein so ruhig Portrait raus kommt bei all dem Trubel, hut ab. Welches Licht hast du da benutzt? Beaty-Dish und Hensel porty?
Hallo Paul
Finde deine Story echt cool!
Wie schon von Pierre erwähnt, kaum zu glauben das bei so einem Trubel noch echt gute Bilder entstehen.
Ich finds aber echt stark das Busta Rhymes erst nein sagt und du aber dann doch ein Shooting mit ihm bekommst :-)
lg Andy
Schöne Story und interessant zu lesen, wie viel "Aufwand" und Elan man in so eine Sache stecken muss um am Ende doch kaum Zeit für die Fotos zu haben. Schön zu sehen, dass dennoch was anschauliches bei rumgekommen ist.
Cool, dass wir hier so Hintergrundgeschichten serviert bekommen. Weiter so!
Smoothe Story! Freue mich schon auf die Paris Hilton-Schote. ^^
find ich sehr schön zu lesen wie du deinen Eindruck schilderst, weiter so!
habe gestern das Blog entdeckt und freu mich wie ein kleines Kind, endlich einen Fotografen gefunden zu haben der Hip Hop liebt und geile Fotos macht, von denen ich lernen kann! danke!!
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