29 März 2010

James Brown

Noch vor meinem ersten Kontakt zur Backspin war ich 2001 für ein halbes Jahr in Kalifornien. Ich absolvierte dort zwei Praktika und wohnte bei Freunden meiner Eltern. Als großer Hip-Hop-Fan wollte ich gleich am zweiten Tag auf ein Konzert von Smif-n-Wessun in San Francisco gehen, wurde aber jäh an der Kasse gebremst: Einlass erst ab 21 Jahren. Na toll.

Etwas beleidigt fuhr ich nach Hause. Drei Tage später hatte ich die Lösung meiner Probleme. Ganz Früher hatte ich mal ein so genanntes Mixtape-Label. Da bricht man Urhebergesetze, mischt das ganze auf Tapes und verkauft das dann. Besonders erfolgreich war ich nicht, der größte zu verbuchende Erfolg war die Rezension eines meiner Mixtapes in einem lokalen Magazin namens „Breakbeat“. Das war damals DAS Szenemagazin aus Karlsruhe, zumindest auf dem kurpfälzer Horizont. Zu dessen Chefredakteur hielt ich danach natürlich Kontakt. Und der schickte mir per Fax eine Art Bescheinigung meiner Arbeit für sein Magazin, die mir helfen sollte, bei Konzerten eingelassen zu werden. So hatte ich mir das jedenfalls in meinem Teenager-Hirn zusammen gereimt: Wenn ich als normaler Gast schon nirgendwo reinkomme, dann lasse ich mich doch als Fotograf akkreditieren, eine Camera hatte ja ich dabei. So weit mein ausgefuchtster Plan.

Und tatsächlich ging der Plan auf. Die kalifornische Konzertveranstalterszene war der Meinung, Breakbeat sei das Non-Plus-Ultra-Magazin in Europa und so sah ich innerhalb von fünf Monaten bestimmt 40 Konzerte von Outkast über die Black Eyed Peas bis hin zu Usher, Meth&Red und vielen, vielen mehr.

Den zweiten Teil meines Aufenthaltes verbrachte ich in San Diego. Dort gab es ein Festival, das recht groß war. Natürlich war ich voll akkreditiert, schließlich war ich ja nun schon ein alter Hase im Konzertfotogeschäft. Ich ging also von Bühne zu Bühne und durfte während der ersten drei Lieder so manchen Star fotografieren.
Zum Abschluss spielte James Brown. Diese Legende wollte ich mir freilich nicht entgehen lassen – genau wie etwa 30 weitere Fotografen um mich herum.
Die Show ging los, Mr. Brown kam ans Micro und ich hielt wie wild drauf. Damals noch auf Minolta und Kleinbildfilm. Etwas unsicher war ich natürlich doch noch und orientierte mich deshalb von Zeit zu Zeit an den anderen Fotografen um mich herum. Die schauten mich allerdings alle eher fragend an, machten keine Anstalten zu fotografieren und fingen zu tuscheln an. Ihr Idioten, man darf doch nur die ersten drei Lieder fotografieren, dachte ich mir und hielt weiter drauf. Nach 2 1/2 Liedern waren meine Filmvorräte verbraucht, und ich begann dem Konzert zu lauschen.

Dann kam James Brown auf die Bühne. Und ich realisierte langsam, dass ich neun Filme mit seinem Vorsänger belichtet hatte.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

tja draus gelernt.

mamophoto hat gesagt…

was sagt man da?
shit happens :-))

Anonym hat gesagt…

das ist ja bitter...

Anonym hat gesagt…

EPIC!

Thorsten Peters hat gesagt…

Sehr schöne Geschichte. Erinnert mich an meinen ersten Las Vegas Aufenthalt. Den ganzen Abend an den Slots gespielt und dann entdeckte ich: Spielen erst ab 21 ;-)