Meth & Red
Wer meinen Blog verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, dass ich ein Faible dafür habe, Rapper zu fotografieren. Nicht nur, dass dabei ein paar schöne Fotos entstehen können. Auch das Drumherum hat seinen Reiz.
So auch jener Termin mit Method Man und Redman irgendwann Anfang der 2000er Jahre. Ein windiger Veranstalter aus Hamburg hatte die Zwei für eine Show an die Elbe geholt. Natürlich waren auch Gizmo, Dennis und ich am Ball und hatten Kontakt zum Veranstalter aufgenommen.
Die beiden waren im Gastwerk untergebracht, einer schnieken Edel-Hotel. Dort sollten auch Interview und Fotosession steigen. Und so fanden wir uns am frühen Nachmittag in der Lobby des Gastwerks ein. Ebenfalls mit dabei: Ein Kollege, der damals Wu-Wear in Europa managte und auf ein paar Fotos von Method Man in neuen Wu-Shirts hoffte. An sich kein schlechtes Team für so eine Mission.
Außer uns waren keine anderen Presseleute zu sehen. So weit, so gut. Stattdessen lungerten einige Holländer in der Lobby rum, einer von denen war wohl irgendwie so was wie das inoffizielles Mitglied des Wu-Tang-Clans. Dazu sein Manager und noch irgendein Homie von denen. Nicht zu vergessen die Bräute-Fraktion, die auf ein paar Stiche aus war.
Der Veranstalter trat heran. „Die Jungs gehen noch was essen und dann könnt ihr loslegen.“ Das kannten wir ja schon. Na gut. Tatsächlich kam der ganze Rap-Tross kurz darauf an uns vorbei, schlurfte durch die Lobby und verließ das Hotel samt seiner Restaurants, um kurz darauf mit Tütenweise McDonald´s-Fraß zurückzukehren. Anschließend bat Redman den Veranstalter, mit dessen Jaguar eine Spritztour auf der German Autobahn machen zu dürfen. Bis zum Interview und den Fotos konnte es sich also nur noch um Stunden handeln.
Demonstrativ gelassen lungerten wir auf den tiefen Sofas in der Lobby herum und warteten. Der Manager des Holländers nutzte die Zeit, den Anwesenden die Welt zu erklären. „Do you know who the most powerful people of the world are?“, fragte er breitbrüstig in die Runde. Ohne auf Antwort zu warten, ließ er uns an seinem Insider-Wissen teilhaben. „The owner of Coca Cola, the owner of Mc Donald´s and the owner of Microsoft. They meet 3 times a year on a hidden island and decide, what happens next“. Ich konnte nicht weiter zuhören und blickte Dennis fragend an. Wo waren wir nun wieder gelandet?
Inzwischen war es schon 19.00. Noch immer war nicht klar, wann wir zum Zuge kommen würden. Red und der Veranstalter bretterten noch immer über die Autobahn. Meth hing samt Entourage auf seinem Zimmer.
Dennis war das irgendwann zu dumm. Er ging und ließ Gizmo, den Wu-Wear-Kollegen und mich alleine weiter warten. Um die Sache etwas zu beschleunigen, rief der Wu-Wear-Kollege RZA an, damit der wiederum Meth anruft und ihn bittet, uns endlich zu empfangen. Aha. Hoffnung kam auf.
Irgendwann, inzwischen war Redman von seiner Spritztour zurückgekehrt, durften wir dann tatsächlich hoch aufs Zimmer.
Oben betraten wir eine abgedunkelte Suite. Die Luft schien eine einzige Rauchwolke. Es roch nach Genussmitteln. Der Wu-Wear-Kollege ging voran. Vielleicht würden die Shirts, die er mit hatte, sowie der Beutel mit Genussmitteln, den er überreichen wollte, die beiden ja aufheitern. Dachte er. Er baute sich auf und sagte seinen Satz. Doch Meth und Red, mit dem Rücken zur Tür sitzend und nur als Silhouetten zu erkennen, drehten sich nicht mal um. Dann etwas Genuschel und eine Geste von Meth. Die Shirts und den Beutel könnten wir da lassen. Interview und Fotos gibts jetzt nicht - vielleicht nach der Show. Method Man hatte gesprochen.
Ich schulterte meine Tasche und ging nach Hause.
4 Kommentare:
Es gibt wirklich einfachere Jobs als Fotograf zu sein. Ich finde es gut, hier auch mal was über die Realität in diesem Bereich zu lesen und nicht nur immer von den tollen Erlebnissen. Danke!
Autsch...das ist ja nicht so gut gelaufen damals. Mittlerweile rennst du bei sowas ja sicher nur noch hin, wenn du auch gebucht bist und das dadurch sicher klargeht oder? ;-)
deine schreibse gefällt mir einfach...merci für den review!
Wer hätte gedacht dass Meth & Red sich erfrechen jemanden die Genussmittel Abzuziehen.
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