03 März 2010

Ausgebootet

Vor einigen Jahren, 2003 müsste das gewesen sein, hatten Dennis und ich einen Interview- und Fototermin mit Erykah Badu für die Backspin ergattert. Steigen sollte der in Hamburg, im Stadtpark, nach ihrem Konzert. Es war die Tour zum „Mama´s Gun“-Album.

Betont lässig verfolgten wir das Konzert auf der Freilichtbühne. Es war ein schwüler Sommerabend. Die gesamte Show über hing eine finstere Wolkendecke über der ausverkauften Arena. Aber Erykah schien mit Petrus in direkter Verbindung zu stehen. Jedenfalls fiel während des Konzerts kein einziger Tropfen vom Himmel. Erst, als sie sich selbstbewusst mit einem „and now let it rain“ nach der zweiten Zugabe vom Publikum verabschiedete, begann es zu nieseln.
Mit noch mehr betonter Lässigkeit machten Dennis und ich uns auf den Weg hinter die Bühne. Natürlich ließ man uns mit unseren Pässen passieren.
Backstage wirkte alles eher unspektakulär. Unter der Überdachung eines einfachen Backstein-Bungalows, der auch ein Toilettenhäuschen hätte sein können, jammte Badu´s Band vor dem Regen geschützt vor sich hin.
Noch nicht ganz angekommen empfing uns die damalige Pressechefin von Universal-Deutschland. „Erst ist Arte dran, dann ihr“, versicherte sie uns während das „Tracks“-Team Stative, Kameras und Licht an uns vorbei trug. Okay. Erst „Tracks“, dann wir.

Auf einmal tauchte Mika auf. Mika ist der Backspin-Fotograf der ersten Stunde. Netter Kerl, hochbegabter Fotograf, inzwischen sitzt er aber in Finnland und beobachtet Elche. Erzählt man sich. Zurück nach Hamburg, er hatte sich offenbar auf eigene Faust einen eigenen Fototermin organisiert. Dachten wir. Aber sein Plan sah anders aus. Er war schon vor uns hinter die Bühne gegangen und hatte mit der Pressechefin gesprochen. Und er schien sich bei der Dame, die er schon länger kannte und die sich inzwischen zu uns gesetzt hatte, als Dennis’ Fotograf für den Termin vorgestellt zu haben.
„Zwei Fotografen gehen nicht“, stellte die Pressechefin klar. „Nur einer kann mit rein.“
„Paul macht die Bilder fürs Internet, ich die fürs Heft“, brachte Mika hervor, ganz so, als täte es ihm leid, dass ich mit Dennis hier angetanzt war. Natürlich war das fadenscheinig. Er wusste ganz genau, was er da angerichtet hatte und wollte mit Dennis da rein, ganz egal, was mit mir war.
Dennis hingegen würde nichts tun, was das Interview hätte gefährden können, das wusste ich. Er konnte vor der Pressechefin keinen Streit vom Zaun brechen und Mika in die Wüste schicken. Zumal sich im Smalltalk herausstelle, dass Mika schon öfter für sie gearbeitet hatte.

Schließlich erschien der Typ von Arte in der Tür des Bungalows. Sie waren fertig, signalisierte er. Mika erhob sich und eilte hinein, Dennis und die Pressechefin hinterher. Ich blieb draußen. Und wartete. 40 Minuten. Dann hatte ich keinen Bock mehr und ging durch den inzwischen strömenden Regen durch den Stadtpark zur Bushalte-Stelle und fuhr mit der Linie 20 nach Hause.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wie assi!

Martin Wolf hat gesagt…

Und was lernen wir daraus? Never give up!
Es ist unglaublich hilfreich, zu lesen, dass nicht immer alles toll ist, und wie sehr man dafür kämpfen muss, seinen Weg zu machen.

Weiter so und danke Paul!

Anonym hat gesagt…

;.......(

Ingo Haussmann hat gesagt…

Wahre Worte Paul! Danke!

Anonym hat gesagt…

armer paul :(

xomi hat gesagt…

aber heute haste die nase im wind! schon strange wies manchmal läuft...